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Gleichgültigkeit vs. Gleichmut

Was ist unterscheidet Gleichgültigkeit von Gleichmut?

Beides kann nach außen hin gleich wirken, doch gibt einen entscheidenen Unterschied. Die Anteilnahme. Wenn du entscheidest, dass dir etwas gleichgültig ist, dann schneidest du es von dir ab und tust so als würde es dich nicht interessieren. Da ist eine gewisse Kälte und Ignoranz enthalten. Und oft auch ein Schmerz, den man nicht fühlen will, weswegen man die ganze Sache versucht abzutun und sich einredet, es wäre einem egal. Doch ganz ehrlich, in Wahrheit sind wir viel zu einfühlsame Wesen, als dass uns irgendetwas egal sein könnte, oder? Klar können wir wegschauen wenn Kinder in Afrika verhungern, Tiere gequält werden und der Amazonas abgeholzt wird. Natürlich können wir das Fenster schließen, wenn sich die Nachbarn zu laut streiten. Und ja, du kannst auch Menschen und Situationen aus deinem Leben ausschließen und dich dafür entscheiden, dass sie dich nichts mehr angehen. Oft ist das auch eine Form des Selbstschutzes oder sogar der nötigen Abgrenzung. Doch wenn du ganz ehrlich bist, ganz tief rein spürst, weißt du vielleicht, dass dir nichts egal sein kann, da du mit allem verbunden bist. Oft ist es einfach zu schmerzhaft hin zu schauen, offen zu bleiben, da zu sein. Etwas mit Gleichgültigkeit und Desinteresse zu versehen, gibt uns die Möglichkeit, mehr bei uns zu bleiben, uns nicht runterziehen zu lassen und unseren eigenen Weg zu gehen, oder? Und dennoch bleibt da dieser Beigeschmack von Unwahrheit… irgendwas fehlt an dieser Gleichung.

Gut, schauen wir uns mal Gleichmut an. Gleichmut ist so ähnlich wie Gleichgültig, nur dass du hier den Mut hast in Verbindung zu bleiben. Gleichmut bedeutet, aus meiner Sicht, die Dinge wertfrei betrachten zu können, sie einfach so zu lassen wie sie sind, ohne sie ablehnen zu müssen und gleichzeitig ohne davon beeinflusst zu werden. Wenn du einem Menschen gleichmütig gegenübertrittst, kannst du ihn mit all seinen Facetten einfach sehen und so sein lassen wie er ist, ohne ihn verändern zu müssen oder wegstoßen zu wollen. Es ist eine Kunst die entwickelt werden will, denn allzu schnell drücken andere Menschen unsere Knöpfe, wir fühlen uns verletzt, auf den Schlips getreten, unverstanden und projizieren die eigenen Gefühle auf den anderen. Um Gleichmut zu entwickeln, ist es gut, innerlich einen Schritt zurückzutreten ohne sich abzuwenden. Und die Situation einfach zu betrachten. Ja, so nehme ich das jetzt wahr. Vielleicht ist es auch alles ganz anders. Und da alles, was ich wahrnehme nur ein Teil des Ganzen ist, immer nur eine gefilterte Teilwahrheit sein kann, entscheide ich mich dafür, es nicht zu werten und so sein zu lassen. Den Menschen, die Situation, den Umstand. So bleibst du bei dir, kannst deinen Weg weitergehen und bist gleichzeitig in Verbindung. Du leistest keinen Widerstand. Denn Widerstand erzeugt mehr Widerstand. Ablehnung erzeugt mehr Ablehnung. Wertung verursacht noch mehr Wertung. Gleichgültigkeit ist all das. Gleichmut ist wertfreie Anteilnahme, ein Annehmen dessen was ist. Erst das, was du annimmst, kannst du auch verändern. Ohne es zu müssen. Und das macht es leicht. Ich würde Gleichmut zusammenfassend bezeichnen als bewusstes Wahrnehmen, ohne Ego.

Und nun, stell dir vor alle Gleichgültigkeit auf der Welt würde durch Gleichmut ersetzt werden. Was würde sich verändern? Wieviel Wärme, wieviel Hinschauen, wieviel Annahme würde das Kreieren. Und was würde aus all dem entstehen können?

2 Gedanken zu „Gleichgültigkeit vs. Gleichmut“

  1. Liebe Julia,

    Danke! Das ist sehr schön beschrieben. Ich habe für mich und meinen Umgang mit einem Thema zwar noch eine Unschärfe in der Unterscheidung, aber es hilft.

    Namaste und liebe Grüsse

    Winfried

    1. Lieber Winfried, danke für deinen Kommentar! Der Umgang mit diesem Thema ist aus meiner Sicht dynamisch und hängt von dem eigenen Bewusstsein ab. Wenn ich gut zentriert bin, innerlich in Frieden mit mir und der Welt, kann ich so ziemlich alles in Gleichmut betrachten, mich verbunden fühlen und in der Liebe sein. Geht es mir weniger gut, kann ich auch mal gleichgültig reagieren, “über Sachen drüber gehen”, einfach, weil meine eigene Kapazität gerade erreicht ist und ich in gewisser Weise “zu” gemacht habe. Dies läuft häufig unbewusst ab und fällt mir erst auf, wenn ich wieder auftanke und Zeit habe zu reflektieren. Dann kann man Gleichmut üben, indem man seine eigenen Fehler sieht, ohne in die Wertung zu gehen.

      Herzliche Grüße, Julia

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